Keine Wahl
 
Kampf um die Boschhalle

 
Von Jörg Nauke

Die Großhalle genießt bei den Fraktionen derzeit keine große Sympathie. Und es dürfte Oberbürgermeister Schuster momentan auch alles andere als leicht fallen, einen Weg zur Finanzierung des städtischen Zuschusses an den finnischen Investor Harkimo zu finden. Aber dennoch braucht sich Schuster keine Sorgen zu machen, dass der Gemeinderat am 23.Juli die Boschhalle zu Grabe tragen könnte. Trotz der kritischen Äußerungen der letzten Tage gilt, dass die Stadträte den Bedarf erkannt haben. Andernfalls hätten sie die Verwaltung gar nicht erst beauftragt, Investoren zu suchen. Jetzt gilt es abzuwarten, was bei den Verhandlungen mit Harry Harkimo herauskommt - dem offensichtlich einzigen Unternehmer, der sich zutraut, in Stuttgart eine Halle günstig zu bauen und erfolgreich zu betreiben.

Bei Licht betrachtet, bleibt Schuster gar nichts anderes übrig, als ins Boot des Weltumseglers zu steigen. Dass die Kassenlage kritisch ist und Investitionen in solchen Größenordnungen schwierig sind, ändert nämlich nichts daran, dass ein Bedarf für solche Veranstaltungstempel besteht. Möglich wäre natürlich, den umkämpften Markt den anderen Städten zu überlassen - Mannheim und Karlsruhe würden sich freuen. Das geht aber schon deshalb nicht, weil Stuttgart Landeshauptstadt ist und zur Ermittlung des Werts einer Kommune verstärkt weiche Standortfaktoren wie beispielsweise der Freizeitsektor herangezogen werden.

Dass dem OB dennoch nicht wohl in seiner Haut ist und er die Realisierungschancen nur auf 50 Prozent beziffert, dürfte auch daran liegen, dass der Streit um das Fußballstadion für den VfB Stuttgart erst kurz zurück liegt. Jede größere Investition in eine Sportstätte wird nun natürlich besonders kritisch betrachtet. Bei der Boschhalle muss er freilich den Vergleich nicht fürchten. Es sind zwar leichte Zweifel an der Tragfähigkeit von Harkimos Betreiberkonzept erlaubt - Stichworte: Logenverkauf, Vermarktungsrechte, Regelspielbetrieb mit Handball-, Basketball- oder Eishockeyteams. Das Risiko des Scheiterns trägt aber er, und mit ihm die Banken. Das macht den Unterschied zum VfB-Projekt aus: Für einen kranken Fußballverein hätte die Stadt einspringen müssen.


 
10.07.2003 - aktualisiert: 10.07.2003, 16:48 Uhr

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