Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 07.12.2002
 

Noch Hoffnung für Boschhalle
 
Olympiaentscheid abwarten
 
Trotz negativer Vorzeichen hat Oberbürgermeister Schuster (CDU) die Hoffnung auf den Bau der Boschhalle am Wasen noch nicht aufgegeben. Schließlich gebe es dazu auf Dauer keine Alternative.

von Jörg Nauke


Im nächsten Jahr wird die Hanns-Martin-Schleyer-Halle 20 Jahre alt - doch ist das ein Grund zum Feiern? Die einst modernste Sporthalle Europas sinkt nämlich in der Gunst der Veranstalter, die Besucherzahlen schwinden. 1999 registrierte die Messegesellschaft (SMK) 740 000 Besucher, im Jahr 2000 waren es 678 000, ein Jahr später nur noch 560 000. Der Umsatz ist 2001 gegenüber 2000 von 18,7 Millionen auf 13,7 Millionen Euro gefallen.

"Unsere Halle genügt nicht mehr den Ansprüchen", sagt der SMK-Geschäftsführer Klaus-Dieter Heldmann klipp und klar. Das hat man zu spüren bekommen bei der Bewerbung um die Handball-WM. Die Halle rangierte beim Handballbund als Austragungsort an letzter Stelle. Im Gemeinderat hat man auch den Eindruck gewonnen, den Verantwortlichen fehle es bei der Suche nach neuen Veranstaltungen an Kreativität.

Doch weil es noch nicht durchs Dach regnet, weil Selbstläufer wie der DTB-Pokal und das Reitturnier weiterhin Glanz verbreiten und weil es immer noch viele Künstler gibt, die die Schleyerhalle schätzen, wird über einen Ersatz, besser: die moderne Ergänzung in Form einer großen Multifunktionshalle in der Nachbarschaft, nur halbherzig debattiert. Es eile ja nicht, hört man im Rathaus. Einig ist man sich mittlerweile darüber, dass "die Robert-Bosch-Halle in absehbarer Zeit nur gebaut werden kann, wenn ein privater Investor ohne städtisches Geld und zu akzeptablen Vertragsbedingungen dazu bereit ist". Das sagte unlängst der CDU-Fraktionschef Michael Föll - und beantragte, dass die 12,8 Millionen Euro, die als Finanzierungsbeitrag der Messe für das 60-Millionen-Euro-Projekt gedacht waren, "in den städtischen Haushalt zurückfließen".

Damit ist Schusters Plan Makulatur, in weiteren Verhandlungen den am Bau interessierten Investoren mit einer Offerte in dieser Höhe entgegenzukommen. "Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir jemanden finden, der es ohne städtische Hilfe macht", sagt der OB-Referent Richard Schlechter. Das könnte durchaus Harry Harkimo sein, der Investor der Color Line Arena in Hamburg. Im Rathaus wird nur sein Name genannt. Und der Finne selbst lässt ebenfalls verlauten, weiter am Standort Stuttgart interessiert zu sein. Unter anderem hat er bereits mit Rolf Brack, dem Trainer des Handball-Bundesligisten VfL Pfullingen, über Möglichkeiten eines Spielbetriebs in der Großhalle gesprochen.

Der Gemeinderat sollte eigentlich in Kürze über das Ergebnis der Investorenausschreibung informiert werden. Der Termin wird nun aber wohl ins Frühjahr 2003 verschoben. Erst nach der Entscheidung über den deutschen Olympiakandidaten am 12. April ist die Halle wieder ein Thema, sagt der Oberbürgermeister. jon