Artikel aus den
Stuttgarter Nachrichten
vom 21.11.2003

 

Ausbau Schleyerhalle kostet 30 Millionen Euro
 
Pläne liegen vor - OB Schuster setzt auf Bau der Boschhalle - Radrennbahn steht zur Disposition
 
Um die Wettbewerbsfähigkeit der Schleyerhalle zu sichern, müssten 21 bis 30 Millionen Euro in die Arena fließen. Weitere 12,5 Millionen wären für eine Ersatzsporthalle fällig. OB Wolfgang Schuster setzt daher auf den Bau der Boschhalle durch den Finnen Harry Harkimo. Dies wäre, so Schuster, "die intelligentere Lösung".

VON KONSTANTIN SCHWARZ

Seit vier Jahren versucht die Stadt, die Zukunft der Schleyerhalle durch den Bau einer zweiten Arena zu sichern. Von dem im Dezember 1999 gewählten Entwurf der Architekten von Gerkan, Marg und Partner verabschiedeten sich Verwaltung und Gemeinderat allerdings nach einer Kostenexplosion auf rund 81 Millionen Euro.

Seit Ende 2001 umwirbt Schuster Harkimo, der seit einem Jahr die Color-Line-Arena in Hamburg betreibt - allerdings defizitär. Er soll die Großhalle bauen und zusammen mit der bisher von der Messegesellschaft (SMK) gemanagten Schleyerhalle betreiben. Harkimo verlangt 12,5 Millionen Euro Investitionszuschuss, jährlich 770 000 Euro für die Schleyerhalle und nach 30 Jahren eine Ablöse von 22,2 Millionen Euro für die Boschhalle, die an die Stadt fiele. Die SPD im Gemeinderat hatte daraufhin eine Machbarkeitsstudie für die Sanierung der Schleyerhalle gefordert.

Der OB machte am Donnerstag keinen Hehl daraus, dass er von einer Aufrüstung der alten Halle nichts hält: "Bei der Wirtschaftlichkeit blieben gegenüber einer neuen Halle erhebliche Nachteile." Schuster, der 7,5 Millionen Euro als Maximalzuschuss für Harkimo sieht, hat diesem eine Frist bis Anfang Dezember gesetzt.

Die Architekten Arat, Siegel und Partner und das Beratungsunternehmen Professor Weiss und Partner halten den Einsatz von rund 21 Millionen Euro für nötig, um Kapazität und Standard der Schleyerhalle zu erhöhen. Dafür würden ein neuer Eingang samt großem Foyer und Restaurant erstellt, die Kurven der Radrennbahn überbaut und mit einem zweiten Zuschauerrang versehen, die Technik ertüchtigt, Fluchtwege geweitet und der Hallenumgang verbreitert. Statt 5900 würde es rund 10 000 feste Sitzplätze geben. Der Umbau wäre unter laufendem Betrieb möglich. Eine neue Halle für die Radrennbahn würde 5,5, eine für Leichtathletik und Radrennen samt Zuschauerplätzen 12,5 Millionen Euro kosten. Eine weitere Ausbaustufe, in der das Dach gehoben und die Halle für ein Jahr geschlossen werden müsste, könnte durch Ausbau der Bahn und neue Oberränge 13 500 Sitzplätze bringen. Diese würde weitere 20 Millionen Euro kosten. "Man muss ehrlich sein und sagen, dass mit der Modernisierung der Schleyerhalle der Trainingsbetrieb entfällt", lehnt Schuster eine zusätzliche Sporthalle ab.

Klaus-Dieter Heldmann, der für die Schleyerhalle verantwortliche SMK-Geschäftsführer, verwies darauf, dass die Halle im ersten Quartal 2004 so gut wie noch nie gebucht sei und die Sportgarantie (jährlich 50 Tage) nicht mehr gehalten werden könne. Bei Wegfall der Sportgarantie könnten 50 neue Veranstaltungstage vermarktet werden. Mindestens drei Millionen Euro müssen laut Heldmann akut in Videowände und den Ausbau der Nebenhalle investiert werden. Würde die Stadt die 21 Millionen Euro geben, so Heldmann, "wären wir wieder konkurrenzfähig". Ob die SMK den Ausbau auch stemmen könnte, wenn die Stadt nur 7,5 Millionen Euro zuschösse, müsste, so Heldmann, berechnet werden.
 
21.11.2003 - aktualisiert: 21.11.2003, 05:06 Uhr