Artikel aus den
Stuttgarter Nachrichten
vom 08.07.2003

 


Stadträte wollen sich die Arena derzeit nicht leisten
 
Einigkeit in den Fraktionen - Großhalle am Wasen gilt als wünschenswert, aber nicht für 18 Millionen Euro
 
Den Bau der Boschhalle kann nur noch ein Wunder retten - der Gemeinderat tut es nicht. Nachdem nun klar ist, dass es nicht einmal bei 18 Millionen Euro aus der Stadtkasse bleibt, sind sich die Fraktionen einig: "Das können wir uns derzeit nicht leisten."

VON GERT FACH

Was den Stadträten längst schon schwante, haben sie jetzt als Vorlage des Oberbürgermeisters schwarz auf weiß auf dem Tisch liegen: Der finnische Investor Harkimo (JHC) benötigt für den Bau der Robert-Bosch-Halle (bis zu 16 500 Sitzplätze im Neubau zwischen Stadion und Schleyerhalle) an die 18 Millionen Euro einschließlich der Leistungen für die Verkehrsanbindung. Bei einer vertraglichen Laufzeit von 30 Jahren kommen auf die Stadt allerdings über 60 Millionen Euro zu.

Die nicht überraschende Reaktion quer durch den Gemeinderat lässt dem OB als Förderer dieser Idee wenig Hoffnung. Michael Föll, CDU-Fraktionschef und aller Voraussicht nach von 2004 an der neuer Kämmerer im Rathaus: "Die Boschhalle ist notwendig und wünschenswert, aber in dieser schwierigen Finanzlage nur bei einem überschaubaren Anteil der Stadt. Und das kann nicht 18 Millionen Euro bedeuten. Wir sagen Ja zu einem baureifen Grundstück und Ja zur Verkehrsinfrastruktur, aber alles darüber hinaus wird extrem schwierig." Bei Manfred Kanzleiter, Fraktionschef der SPD klingt dies noch deutlicher: "Das können wir uns im Moment nicht erlauben. Das würde kein Mensch verstehen." Die SPD könne sich dagegen vorstellen, dass die Messe die Schleyerhalle aufrüstet und damit deren Möglichkeiten ausbaue: "Über eine Finanzierung muss man dann reden."

Etwas zurückhaltender äußert sich Werner Wölfle, Sprecher der Grünen: "Die Begeisterung ist außerordentlich gering. Wir werden aber die Boschhalle mit der gleichen Sorgfalt prüfen wie der OB das Fußballstadion. Jetzt wollen wir zuerst einmal sehen, mit was der OB in den Gemeinderat kommt." Für Robert Kauderer, Fraktionsvize der Freien Wähler, ist schon jetzt sicher: "Wir legen keinen gesteigerten Wert darauf, dass diese Halle kommt. Und ich glaube nicht, dass wir sie bei der jetzigen Lage der Stadt finanzieren können. Für so wichtig halte ich diese Halle auch nicht, dass man den Bau jetzt übers Knie brechen müsste." Kauderer zweifelt auch am Aufwand für die Verkehrsanbindung: "Wir haben jetzt schon Probleme bei Großveranstaltungen am Wasen, und ich sehe nicht, wie wir diese vernünftig lösen könnten."

Auch Rolf Zeeb, Fraktionschef der FDP, hat bei der jetzigen Sachlage das Großprojekt am Wasen eigentlich schon abgeschrieben: "Ich sehe nicht, dass dies derzeit realisierbar ist. Wir müssen zwar bei den Etatberatungen erst noch darüber reden, aber machbar erscheint es schon jetzt nicht - außer es geschieht während der Etatberatungen ein Wunder." An das glaubt auch Rep-Stadtrat Dieter Lieberwirth nicht. Er gehört zwar zu den Befürwortern der Halle, pocht aber auf einen "mehr als 50-prozentigen Anteil privater Investoren". PDS-Stadträtin Ulrike Küstler schert nicht aus: "Ich werde dies nicht unterstützen, vor allem nicht wegen der langwierigen Folgekosten."
 
08.07.2003 - aktualisiert: 08.07.2003, 05:06 Uhr

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