Artikel aus den
Stuttgarter Nachrichten
vom 09.12.2002
 

"Das Investment Boschhalle rechnet sich für Stuttgart"
 
Harkimo will 2003 bauen - 12,5 Millionen Zuschuss
 
Der finnische Investor Harry Harkimo will die 85 Millionen Euro teure Boschhalle bauen. Den Betrieb möchte Harkimo mit Konzerten, Erstligasport, Gastronomie und dem Verkauf von Logen sowie Werbe- und Lieferrechten finanzieren. Dazu käme ein städtischer Zuschuss von 12,5 Millionen Euro.

Von unserem Reporter

MICHAEL ISENBERG; zzt. Hamburg

"Harry Harkimo ist ein mutiger Unternehmer, der nicht gleich erschrickt. Außer ihm wird niemand die Boschhalle in Stuttgart realisieren können."

Die europaweite Ausschreibung für die Multifunktionshalle mit bis zu 16 500 Sitzplätzen ist offiziell noch nicht entschieden. Doch die Eloge aus dem Rathaus spricht für sich. "Harry Harkimo hat das mit Abstand beste Angebot vorgelegt."

Die Bekanntgabe des Ausschreibungsergebnises wurde kurzfristig auf Januar verschoben. Trotzdem ist Harkimo zuversichtlich. "Ich würde nicht verstehen, wenn die Stadt Stuttgart mein Angebot nicht annehmen würde", sagt er am Sonntag in Hamburg. Im Mai 2003 wolle er mit dem Bau beginnen und 15 Monate später die Arena einweihen.

Einzelheiten der Architektur der Boschhalle und das Betriebskonzepts will Harkimo "erst im Januar bekannt geben". Nach Informationen unserer Zeitung rechnet er für das Gesamtvorhaben, das neben dem Bau der Arena deren Betrieb für 30 Jahre sowie die Übernahme der Schleyerhalle vorsieht, mit einem einmaligen städtischen Zuschuss von rund 12,5 Millionen Euro.

Die Boschhalle soll im Wesentlichen Harkimos Arena in Hamburg entsprechen. Die Color Line Arena mit maximal 16 886 Sitzplätzen (Investition: 80 Millionen Euro) wurde vor einem Monat eröffnet. Harkimo rechnet mit 120 Veranstaltungen im Jahr und über einer Million Besucher. Die Heimspiele der Erstliga-Mannschaften Hamburg Freezers (Eishockey) und HSV Handball sollen die Halle zusätzlich füllen. Auch in Stuttgart plant Harkimo mit Eishockey. Das könnte entweder ein zugekauftes Team wie in Hamburg oder eine echte Heimmannschaft wie der SC Bietigheim sein. "Unmöglich", heißt es dazu in Bietigheim. Doch im Eishockey ändern sich die Zeiten schnell.

Eishockey, Konzerte und Handball machen in Hamburg 70 Prozent der Auslastung aus. Die zweite Säule der Kalkulation ist die Vermietung der 89 Logen (pro Loge 500 000 bis 800 000 Euro Miete für zehn Jahre) und der 1500 Business-Sitze. 40 der 64 Millionen Euro Fremdkapital sollen in Hamburg auf diese Weise finanziert werden.

Das dritte Standbein der Color Line Arena ist die Gastronomie. Mit 5000 Sitzplätzen und 16 Fast-Food-Bereichen soll sie 30 Prozent zum Hallenumsatz beisteuern. "Das ist der einzige Weg, eine Arena profitabel zu betreiben", sagt Harkimo. "Bereits der Besuch der Arena ist ein Event an sich." Das Gastronomiegeschäft hat er an einen internationalen Catering-Konzern vergeben. Auch die Konzert- oder Sportveranstaltungen überlässt Harkimo anderen Firmen.

Der Verkauf der Werbe-, Verkaufs- und Namensrechte bringt weitere Millionen in die Kasse. Der Name Color Line Arena war der norwegischen Reederei zwölf Millionen Euro wert. Für die Namensrechte der Stuttgarter Halle soll die Firma Bosch 7,5 Millionen Euro bezahlen.

Wenn Harkimo den Zuschlag in Stuttgart bekommt, wird er die Schleyerhalle und das Grundstück der neuen Halle (in Erbpacht) für einen symbolischen Betrag übernehmen. Sollte er wirtschaftlich Schiffbruch erleiden, wäre der Grundstückseigentümer, also die Stadt, in der Pflicht.

In der Branche sieht man dieses Risiko gegeben: "Wenn ein Stein der Finanzierung wegbricht, wird es für Harkimo sehr schwierig." Besonderes heikel sei das Geschäft mit Logen: Durch die bereits diskutierte Änderung des Steuergesetzes würden solche Ausgaben für Firmen unattraktiv. "Grundsätzlich wäre die Boschhalle machbar", sagt der Branchenkenner, "aber Geld, wie es ein Privatinvestor braucht, ist nicht zu verdienen."

Das sieht Harkimo anders. Für ihn ist die Halle in Stuttgart Teil der Expansionspläne seiner JHC Arena Holding. In ein paar Jahren soll die Gruppe europäischer Marktführer im Live-Entertainment sein. "Glauben Sie mir: Das Investment Boschhalle rechnet sich - für meine Firma und für Stuttgart!"