Bau der Großhalle nicht nur eine Frage des Geldes

 

Heute entscheidet der Stuttgarter Gemeinderat, ob die Stadt mit einem privaten Investor konkret verhandeln soll - Zukunft der Schleyerhalle wichtig

 

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Oberbürgermeister Wolfgang Schuster mühte sich gestern redlich, den Technikausschuss für den Bau der zweiten Großhalle auf dem Cannstatter Wasen zu erwärmen - ohne klaren Erfolg. Ob die Stadt mit dem potenziellen Investor Harry Harkimo in konkrete Verhandlungen eintreten soll, wird der Gemeinderat heute entscheiden.

 

Generell, so ließen alle Fraktionen durchblicken, halte man das Vorhaben durchaus für "wünschenswert". Doch sie tun sich schwer, der Verwaltung den Auftrag zu erteilen, mit der siegreich aus dem europaweiten Ausschreibungsverfahren hervorgegangenen JHC Arena Holding des Finnen Harry Harkimo Verhandlungen für die notwendigen Verträge zu führen. Ihnen seien noch zu viele Fragen offen: Wieviel Geld muss die Stadt zuschießen? Was wird aus der Schleyerhalle? Wie sieht es mit dem Namensrecht aus, wenn der Vertrag mit der Robert Bosch AG (7,5 Millionen Euro für den Namen des Firmengründers) nach zehn Jahren ausläuft, der Betrieb der Halle aber auf 30 Jahre ausgelegt ist? Mit welchen Risiken hat die Stadt beim Bau und Betrieb durch einen Privatier zu rechnen? Wie soll die Verkehrserschließung aussehen? Ist ein Veranstaltungskonzept geplant, in das auch die Liederhalle und die neue Messe einbezogen sind? Wie wird die Großhalle einmal aussehen?

An der Seite von Harkimo, der eigens seinen Urlaub unterbrochen hatte, um in Stuttgart Flagge zu zeigen, ließ der OB leichtes Unbehagen ob der Unentschlossenheit der Stadträte erkennen: "Wenn Sie das Projekt nicht wollen, dann sollten wir heute den Aktendeckel schließen. Alles andere wäre vergeudete Zeit. Wenn Sie aber nicht abgeneigt sind, dann sollten wir mit Herrn Harkimo über die Bedingungen einer Realisierung reden können, also über alle Punkte, die bislang offen sind." Schuster bekräftigte gleichzeitig: "Das Gespräch wird völlig ergebnisoffen sein." Geht es allerdings nach ihm, dann soll der Gemeinderat möglichst noch in diesem Jahr einen Baubeschluss fassen, damit die Großhalle rechtzeitig zur Fußball-WM 2006 fertig ist.

Harkimo scheint die Sache pragmatisch zu sehen: "Sie können in eine alte Halle investieren. Sie können in eine neue Halle investieren." Aber er vergaß dabei nicht, die Vorzüge moderner Veranstaltungsstätten zu preisen. Sein "Statthalter" in Hamburg, Uwe Frommhold, versuchte am Beispiel der im November letzten Jahres eingeweihten Color Line Arena das Potenzial einer Multifunktionshalle a la Harkimo aufzuzeigen: Allein in der ersten Saison hätten 83 Veranstaltungen mit 750 000 Zuschauern stattgefunden, darunter 23 Konzerte, 17 Handballbundeligaspiele und 29 Eishockeypartien. Bis Ende des Jahres würden mindestens 140 Veranstaltungen organisiert, die Besucherzahl werde eine Million überschreiten - und die Hansestadt freue sich über zusätzliche 350 000 Tages- und 100 000 Übernachtungsgäste im Jahr. "Unsere Erwartungen haben sich voll und ganz erfüllt", sagte der Geschäftsführer der Color Line Arena. "So stellen wir uns das auch in Stuttgart vor." Freilich: Bei allen Ähnlichkeiten in Konzeption, Ausstattung und Investitionsvolumen (etwa 80 Millionen Euro) sei eine Kopie der Hamburger Halle auf dem Wasen nicht geplant. "Es gibt Dinge, die würden wir heute anders machen, eben noch besser." Potenzieller Investor: Harry HarkimoHarkimos Color Line Arena in Hamburg soll als Vorbild für die Stuttgarter Großhalle dienen. Sie hat rund 80 Millionen Euro gekostet, bietet bis zu 17 000 Plätze