Eßlinger/Cannstatter Zeitung 15.06.2003

Zweite Großhalle steht erneut zur Diskussion

Gemeinderat soll am 17. Juli Stadt beauftragen, mit Investor zu verhandeln - Trotz Zitterpartie: Harkimo steht bereit

Stuttgart (eh) - Der Bau einer zweiten Großhalle auf dem Cannstatter Wasen bleibt weiter in der Diskussion. Am 17. Juli soll sich der Gemeinderat erklären, ob das Rathaus mit einem privaten Investor Verhandlungen aufnehmen soll.

Der Finne Harry Harkimo sei noch immer am Stuttgarter Projekt interessiert, stehe quasi in den Startlöchern, bestätigt dessen Sprecher Wolfgang Raike. "Aber die Stadt ist jetzt am Zug." Wie berichtet, war der Unternehmer Ende vergangenen Jahres als Sieger aus einem Investorenwettbewerb hervorgegangen. Bis heute freilich ist Harkimo der Realisierung noch keinen Schritt näher gekommen, obwohl er sich seither redlich bemühte, Stuttgarts politische Entscheidungsträger für das Vorhaben zu begeistern. Erst führte er die Bürgermeisterriege, später auch Vertreter der Gemeinderatsfraktionen durch die Hamburger Color-Line-Arena, seinem Vorzeigeprojekt auf deutschem Boden. Die durch seine Jokerit HC Oy Firmengruppe finanzierte 80 Millionen Euro teure Multifunktionshalle funktioniert nach dem Vorbild der von ihm 1997 errichteten Hartwall-Arena in Helsinki. Außerdem betreibt "Europas führender Investor in Multifunktionsarenen", wie er sich selbst bezeichnet, noch weitere Eventtempel in Dublin, Tallinn sowie das Finnair Stadium in Helsinki.

Ursprünglichen Plänen zufolge wollte Harkimo bereits in diesem Frühjahr den ersten Spatenstich auf dem Cannstatter Wasen setzen, die Eröffnung der Halle wollte er nach nur 18 Monaten Bauzeit feiern. Doch Stuttgart machte ihm mehrfach einen Strich durch die Rechnung: Erst wurden angesichts der sich zuspitzenden Finanzlage der Stadt die einst in Aussicht gestellten Zuschüsse in Höhe von 12,8 Millionen Euro komplett gestrichen, dann wollte man die Wahl des deutschen Olympia-Kandidaten 2012 abwarten, jetzt hat der VfB mit seinen Plänen für ein privatwirtschaftlich betriebenes Fußballstadion Vorrang. Bekanntlich soll die Entscheidung am 3. Juli gefällt werden und ganz bewusst habe man darauf verzichtet, an diesem Tag auch eine privat finanzierte Großhalle auf die Tagesordnung des Gemeinderates zu setzen, heißt es im Rathaus. Denn das Votum könnte Folgen haben: Würde man dem Wasenclub entgegenkommen, hätte man Harkimo gegenüber schlechte Karten - der Geschäftsmann pokert noch um die Höhe eines möglichen Zuschusses für sein 85 Millionen Euro teures Vorhaben. Er weiß zwar sehr wohl, dass die Stadt mit Ausnahme des Grundstückes und der Überlassung der Schleyerhalle nichts beisteuern will. Dennoch erwartet er von Stuttgart ein finanzielles Engagement ähnlich wie in Hamburg: Die Hansestadt steuerte zehn Millionen Euro für eine verbesserte Verkehrsanbindung und für die Sanierung des Baugeländes bei, das dem Investor zum symbolischen Preis von einer Mark überlassen wurde.