Eßlinger Zeitung

Investor für zweite Großhalle lässt nicht locker

Stadträte werden demnächst Hamburger Color Line Arena besichtigen - Harkimo erwartet Zuschuss - Diskussion erst nach Olympiaentscheid

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Die zweite Großhalle am Cannstatter Wasen bleibt im Gespräch. Nach der Rathausspitze sollen nun auch die Stadträte die Color Line Arena des finnischen Investors Harry Harkimo in Hamburg besichtigen. Dennoch: Eine Entscheidung über den Bau wird erst nach der Wahl des deutschen Olympiakandidaten am 12. April fallen.

Im Dezember war Harkimo in Stuttgart, vor gut zwei Wochen führte der Vorstandsvorsitzende der JHC Arena Holding Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und Baubürgermeister Matthias Hahn durch die Hamburger Multifunktionsarena. Der Ortstermin verfehlte die erhoffte Wirkung offenbar nicht. Der Baubürgermeister jedenfalls kann seine Begeisterung nicht verbergen: "So eine große, kompakte Halle hat schon etwas. Und eigentlich gehört so eine Arena zu einer großstädtischen Infrastruktur."

Davon soll nun auch der Stuttgarter Gemeinderat überzeugt werden, der das Projekt aus Kostengründen bislang ablehnt. Der Ältestenrat hat beschlossen, dass die Fraktionen Vertreter in die Hansestadt entsenden sollen. Die Bildungsreise wird voraussichtlich im März stattfinden, ein genauer Termin steht noch nicht fest. "Die Stadträte sollen ein Gefühl dafür bekommen, um was es sich da handelt, und möglichst viele Informationen sammeln", erklärt Hahn. Denn im Rathaus ist man der Überzeugung, Stuttgart braucht eine 16 000 Zuschauer fassende Großhalle - unabhängig davon, ob man zum deutschen Bewerber für die Olympischen Spiele 2012 gewählt wird oder nicht. "Heute tut's die Schleyerhalle. Die Frage ist nur, wie lange noch", verweist Hahn darauf, dass "immer mehr Mitspieler auf den Markt drängen" und zudem enorme Sanierungskosten anfallen.

Harkimo, der als Sieger aus dem Investorenwettbewerb hervorging, muss sich jedoch gedulden. Ein ungewohnter Part für den als ungeduldig beschriebenen Unternehmer, der die Nummer eins der Hallenbetreiber in Europa werden will. "Aber eh' er nichts kriegt, wartet er eben ab", meint Hahn. Für die Stadt jedenfalls gebe es keinen Zeitdruck. Dass der geschäftstüchtige Finne drängelt, ist verständlich: Er hatte ursprünglich schon im Mai dieses Jahres mit den Bauarbeiten für die rund 85 Millionen Euro teure Großhalle am Cannstatter Wasen beginnen wollen. Seit Fertigstellung der Hamburger Halle nämlich hat seine Firma Planungskapazitäten frei. Derzeit ist JHC nur beim Bau der Arenen in Prag und Riga in beratender Funktion tätig. Neben Stuttgart befindet sich Harkimo noch für Projekte in Dublin und Malmö in der engeren Auswahl, er selbst brachte sich jüngst in der Schweiz mit dem Vorschlag ins Gespräch, einen Ersatz für die Züricher Oerlikon-Halle errichten zu wollen - allerdings sollen die Erfolgschancen gering sein. Wie lange er denn noch auf eine Entscheidung warten könne - diese Frage beantwort Harkimo diplomatisch: Er lächelt und schweigt. Sein erklärtes Ziel aber ist die Fertigstellung der Stuttgarter Arena spätestens zur Fußball-WM 2006. Selbst bei einer auf nur 16 bis 18 Monate veranschlagten Bauzeit müsste sich der Gemeinderat also bis Ende des Jahres endgültig erklärt haben, damit die Bagger Anfang 2004 anrollen können.

Doch für ein positives Votum bedarf es noch der Klärung wichtiger Fragen. Offen etwa ist die eines möglichen Zuschusses. Fakt ist: Die einst für das Projekt reservierten 12,8 Millionen Euro hat der Gemeinderat längst anderweitig verplant. Harkimo weiß sehr wohl, dass die Stadt mit Ausnahme des Grundstücks und der Überlassung der Schleyerhalle nichts beisteuern will. Dennoch erwartet er ein finanzielles Engagement. Über die Summe schweigen sich beide Seiten aus. "Gemessen an der Höhe der Baukosten ist es wenig, aber wenn man von Null ausgeht, ist es viel", sagt Hahn. Auch das Aussehen der Halle muss neu diskutiert werden, da der Siegerentwurf aus dem Architektenwettbewerb, die hölzerne Rundhalle, nicht wirtschaftlich ist. Und schließlich geht es um die weitere Nutzung der Schleyerhalle, die für den Finnen kaum eine Rolle spielt - außer für " einige kleinere Sportveranstaltungen" oder "als Stall beim Reitturnier". Harkimo ist trotz aller Widrigkeiten optimistisch, in Stuttgart zum Zuge zu kommen. Seit Motto lautet: "Es gibt immer eine Lösung."

12.02.2003

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